Das eigene Verhalten ändern Lust auf neue Gewohnheiten?
Alles ist in die Wege geleitet: Ihr Arbeitsplatz ist ergonomisch ausgestattet, Sie haben Hilfsmittel an die Hand bekommen und sind in der richtigen Anwendung geschult worden.
Aber: Die Schmerzen sind immer noch da. Denn ein höhenverstellbarer Schreibtisch allein reicht nicht aus. Wahrscheinlich wurden zwar die Verhältnisse gesundheitsgerecht gestaltet, Sie selbst haben Ihr Verhalten jedoch noch nicht ändern können – zum Beispiel abwechselnd stehend und sitzend am Schreibtisch arbeiten.
Gesunde Arbeitsbedingungen schaffen nur den Rahmen
Hilfsmittel wie Hebehilfen oder elektrische Sackkarren können Ihnen nur dann helfen, wenn Sie sie auch benutzen. Dafür müssen viele Menschen zunächst ihre Einstellung überprüfen. Ein Beispiel: Wenn Sie als Pflegekraft ab sofort die Betten der Patientinnen und Patienten höher stellen, damit Sie sich nicht zu ihnen herunterbeugen müssen, ist Ihnen das vor den Kolleginnen und Kollegen vielleicht peinlich. Eventuell hören Sie Sätze wie: „Die hat es wohl im Kreuz!“ Oder: „Als ob wir für sowas Zeit hätten!“ – Jetzt sind Sie gefordert! Die beste Ausstattung und Arbeitsorganisation können Ihr Muskel-Skelett-System nicht entlasten, wenn es bei der Umsetzung hakt. Das gilt natürlich auch, wenn Sie ein Hilfsmittel als „lästig“ empfinden oder nicht damit umzugehen wissen.
Fünf Tipps für Rücken, Muskeln und Gelenke
Belastungswechsel sind wichtig. Deshalb sollten Sie Phasen hoher körperlicher Beanspruchung wie Zwangshaltungen oder Bewegungsmangel zeitnah ausgleichen, indem Sie von einer belastenden zu einer entlastenden Tätigkeit wechseln. Dazu können Sie beispielsweise vom Schreibtisch aufstehen und sich in der Küche einen Kaffee holen oder aus einer knienden Position in eine stehende wechseln, um Werkzeuge zu säubern oder Dokumentationen zu schreiben.
Wenn Ihr Arbeitsumfeld Ihr neues Verhalten kritisch kommentiert: Lassen Sie sich nicht von Ihrem Vorsatz abbringen! Sie haben die Schmerzen und sind bereit, aktiv etwas dagegen zu tun. Machen Sie gegenüber Ihren Kolleginnen und Kollegen deutlich, wie gut Ihnen Ihr neues Verhalten tut, und heben Sie dabei hervor, dass auch das Team davon profitiert: Denn wer gesund bleibt, fällt bei der Arbeit nicht aus.
Sie können auch gern aktiv gegen Vorurteile vorgehen. Nehmen wir das Beispiel „höhenverstellbare Betten“ in Alten- und Pflegeeinrichtungen: Es ist nicht richtig, dass sich die Pflegezeit dadurch wesentlich verlängert.
Pausen sollten ebenfalls für den Ausgleich genutzt werden und ein bewusster Gegenpol zum Arbeitsalltag sein: Wer sich auf dem Weg zur Arbeit und bei der Arbeit wenig bewegt, tut sich mit aktiven Pausen etwas Gutes. Und wer den ganzen Tag in Bewegung ist und körperlich schwer arbeitet, braucht eine „aktive Erholung“ speziell für die beanspruchten Körperpartien. Das geht am besten mit gezielter Bewegung beziehungsweise zielgerichtetem Sport.
Es müssen keine riesigen Veränderungen sein, denn etwas regelmäßig zu tun, hat viel mehr Wirkung: Lieber über Wochen und Monate täglich zehn Minuten Ausgleichssport als zuerst ganz viel „Aktion“ und nach zehn Tagen gar nichts mehr. Es ist die Kontinuität, die zählt.
Einer der wichtigsten Schlüssel für langfristigen Erfolg ist Ihre Einstellung. Nur wenn Sie davon überzeugt sind, dass Ihnen ein verändertes Verhalten helfen kann, werden Sie motiviert sein, es nicht nur auszuprobieren, sondern auch durchzuhalten. Ob in der Freizeit oder am Arbeitsplatz – vermeiden Sie zu hohe und zu einseitige Belastungen, wann immer Sie können.
Beruf und Privatleben in Balance bringen
Eine gekräftigte Rumpfmuskulatur sowie die Geschmeidigkeit von Bindegewebe und Faszien sind Ihre Versicherung gegen Schmerzen. Auch bei akuten Beschwerden ist Bewegung wichtig. Durch gezieltes Training und ausgleichende Aktivitäten können Sie Ihre körperliche Belastbarkeit erhöhen: Sie kräftigen dadurch Ihre Muskulatur, fördern Ihre Beweglichkeit und Entspannung.
Sport treiben
Welche Sportarten sich für Sie besonders eignen, hängt auch von Ihrer beruflichen Tätigkeit ab: Wenn Sie bei der Arbeit Lasten heben und tragen oder dauerhaft in gleicher Haltung arbeiten müssen, ist aktive Erholung angesagt. Damit kräftigen und lockern Sie die besonders beanspruchten Muskelpartien. Ausdauersportarten wie Joggen, Walken, Radfahren oder Schwimmen bringen den ganzen Körper in Bewegung und sorgen so für den notwendigen Ausgleich. Bei Nacken- und Rückenverspannungen, etwa durch Zwangshaltungen hervorgerufen, helfen Lockerungs- und Entspannungsübungen. Mannschaftssportarten sind für diejenigen sinnvoll, die einer eher monotonen Tätigkeit nachgehen und Geselligkeit zum Abschalten brauchen. Sportarten wie Yoga oder Pilates eignen sich für Menschen, die unter hohem Arbeits- und Zeitdruck arbeiten.
Den Alltag nutzen
Um sich etwas Gutes zu tun, sollten Sie auch die vielen Möglichkeiten für Bewegung in Ihrer Freizeit nutzen: Treppensteigen, Fahrradfahren, zu Fuß gehen. Wie wäre es darüber hinaus mit Familienspaziergängen, gemeinsamen Ballspielen oder Wandern? Das Spektrum aktiver Freizeitgestaltung ist groß. Aber auch hier gilt: Tun Sie das, was Ihnen Freude macht und solange es Ihnen gut tut. Wichtig ist die Balance zwischen Anspannung und Entspannung.